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Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Kränkung nach einer Trennung verstehen und überwinden

Ich habe vor Kurzem einmal wieder eine Klientin unterstützt, die sich nach einigen Jahren unglücklicher Beziehung von ihrem Partner getrennt hat. Sie kam zu mir, da ihre anfänglich positiven Gefühle nach Ausspruch der Trennung schnell von einem negativen Gefühlsstrudel aus Traurigkeit und Wut abgelöst wurden und sie seitdem sehr belasten. Die geschilderte Kränkung beherrscht ihren Alltag, sie kann sich gedanklich nur schwer auf andere Dinge konzentrieren und körperlich beschreibt sie Halsenge und einen andauernden Druck in der Magengegend. Sie erzählt weiterhin, sie habe in der Beziehung viel geleistet, sich um vieles gekümmert – auch proaktiv (bzw. ungebeten) um Angelegenheiten ihres Partners , weil “er vieles schleifen ließ”. Öfters habe sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt. Für sie war das selbstverständlich. Sie habe sich nur zunehmend geärgert, dass er ihr dafür nie eine angemessene Wertschätzung und Dankbarkeit ausgesprochen habe. Und nun nehme er die Trennung einfach so hin – “ohne Einsicht und ohne zu kämpfen”.

Auf welche möglichen Ursachen kann die erlebte Kränkung zurückgeführt werden?

Das beschriebene Verhalten sowie die den Alltag beeinträchtigenden, überdurchschnittlich belastenden Kränkungsgefühle können (!) ein Hinweis auf ein narzisstisches Defizit – im Detail auf die Form des Größenkleins – sein (In diesem Artikel habe ich die Formen narzisstischer Störungen bereits detailliert beschrieben).

Dafür sprechen…

…die Stabilisierung des Selbstbildes über eine Rolle (hier: Rolle “leistende Partnerin”)
…die hohe Empathie und überdurchschnittliche Anpassung (zulasten der eigenen Bedürfnisse und Grenzen)
…die (latente) Erwartung von und das gesteigerte Bedürfnis nach Anerkennung → der Selbstwert wird über die Beziehung reguliert
…die Interpretation der ausbleibenden Reaktion des Ex-Partners als Entwertung und Ablehnung ihres Einsatzes/ihrer Persönlichkeit

Spirituelle Betrachtung

Ich betrachte die Themen und Herausforderungen meiner Klienten auch spirituell. Bei der Klientin fällt auf, dass sie die Kränkung körperlich in der Hals- und Solarplexus-Region als Einschnürung und Druck wahrnimmt:

Halschakra (Kommunikation): Die Klientin darf sich ihrer Kommunikation(smuster) zuwenden – wann und weshalb versagt sie es sich beispielsweise, ihre Wahrheit zu sprechen?
Solarplexuschakra (Persönlichkeit): Die Klientin darf ihre Persönlichkeit mehr
leben – wie kann sie ihren Selbstwert und ihr Selbstbewusstsein stärken?

Erst Erleichterung, dann Kränkung?!

Ein Erklärungsansatz für diese Gefühlswandlung kann sein:
Die Klientin hat ihr Selbstbild stark über die Rolle der „leistenden Partnerin“ stabilisiert, was mit der Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse und Grenzen – mit einer Art ”Selbstsabotage” – einherging. Dieser Schattenseiten muss sie sich nicht unbedingt bewusst gewesen sein, um innere Anspannung in der Beziehung erlebt zu haben.
Die Trennung kann als Strategie verstanden werden, mit welcher sie nun endlich für sich und (unbewusst) für ihre Bedürfnisse und Grenzen einstand – eben so, wie sie es innerhalb der Beziehung meistens nicht konnte. Die Trennung kann dann kurzfristig Gefühle der Erleichterung (→ Entspannung) und des Stolzes auslösen, in der darauffolgenden Zeit können die Gefühle jedoch ins
Gegenteil umschlagen und sich bspw. in Kränkung äußern, da die alten Muster der Selbstsabotage weiter herrschen und der Wegfall der Rolle “leistende Partnerin” ihr inneres Gleichgewicht destabilisiert.

Mögliche Heilungswege

Ich bin sicher, dass viele von uns schon einmal Kränkung erlebt haben – mich eingeschlossen. Ich denke es ist wichtig, Kränkung nicht als Makel, sondern als Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse und übergangener Grenzen zu erkennen, um den Weg zu mehr innerer Freiheit und Selbstachtung einzuschlagen.

Für die Stärkung des Selbstwertes können hilfreich sein:

Vertiefung der Selbstwahrnehmung und -akzeptanz: Erkennen destruktiver Denk- und Verhaltensmuster und Bewusstheit über Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen fördern
Affektregulation und Körperarbeit: Integration der körperlich spürbaren Emotionen durch achtsame Wahrnehmung und emotionale Ausdrucksarbeit.
Entkopplung von Beziehung und Selbstdefinition: Entwicklung eines neuen Selbstbildes, das nicht über Fürsorge oder Kontrolle definiert ist.
Psychoedukation über narzisstische Störungen und gezielte therapeutische Arbeit an narzisstischen Anteilen
Spiritualität: Chakrenheilung, Vergebungsrituale, Meditation etc.

Fazit

Eine Trennung – auch eine selbst herbeigeführte – kann besonders kränkend sein, wenn bis dato tief verwurzelte, destruktive Bindungs- und Verhaltensmuster durch die Beziehung genährt wurden und das eigene Selbstbild auf der Beziehung gründete. Nach der Trennung entfallen diese tragenden “Säulen” und nun geht es darum, (wieder) zu sich selbst zu finden, den eigenen Wert zu erkennen und neue Kraft zu schöpfen. So kann diese Krise auch – und das wünsche ich jedem sehr, der sich gerade in einer ähnlichen Situation befindet – als eine Möglichkeit für persönliches Wachstum gesehen werden.

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